Montag, 6. Juni 2016




erinnerung an eine stadt


worte holen luft
und blasen alles zu staub
was wir am meisten liebten
wird traum und duft
etwas stilles leichtes
das niemandem gehört

ich falle
wie der schwere metallische regen
einer herbstnacht
auf den boden
in den rinnstein und hinab
in die welt darunter

noch immer glänzt er naß
in mir
obwohl ich ihn nicht mehr
begehe




Montag, 30. Mai 2016





die wege
der vergänglichkeit
führen nicht weiter
sondern hinein
in mich
an mir
vorbei

wochenlang geh ich
mit mir
zu rate
wie ich dies gedicht
beenden soll
dann habe ich es
das nachsehen




Samstag, 21. Mai 2016




wesen aus gras


so laß es gehen
ins unsichtbare
am ende bin ich
nur halb von hier
schlaf ist nicht um
der wachen zeit willen
mögen die dinge
werden groß und still
ich geh in den raum
einer fotografie
keiner weiß
wer wen erinnert
woher
die ausgestreckte ruhe
in der luft
einer königin
ohne land
im wind




Sonntag, 15. Mai 2016





ariel II


hüte meinen platz
im schatten
gefäß
des abweichenden
seltenen
vergessenen
geringgeschätzten
versetzt mit winken
aus dem verflossenen
das es noch
nicht mehr gibt
schon verbleicht es
aus aller zukunft
füllt mich aus
ich bewahre nichts
seine leere ist
da




Dienstag, 10. Mai 2016




impulsi


was erreicht mich
als mein bild auf dem teich
eine gestalt
die sich wellt
gleitet eine ente vorbei
weder interessiert
an geist noch bild
keinen krümel sich erwartend
was nur hat dich hierher gestellt




Montag, 2. Mai 2016




fraglich


du gibst nicht anwort läßt die fragen
wachsen
nach dem maß der welten:
alles entsteht
sobald genügend fragen sich kreuzen
sobald die lichten und dunklen gedanken
aufeinander treffen

zum beispiel ein mensch
zum beispiel in dir

laß ihn genügen laß
das buch
aus dem er kommt erzählen

fragen lassen sich nicht stellen
besser du läßt die fragen stehen




Montag, 25. April 2016




das haus


in den sich immer verdünnenden jahren
gedeiht allein noch der schwarze schimmel
ihn freut die kalte feuchtigkeit
des bröckelnden verputzes zu führen
den unleugbaren beweis euer ehren
als wohnstatt des menschen ungeeignet

es zieht ja erbärmlich durch alle ritzen
so daß wir nicht leben nur vegetieren
und endlich zu gespenstern fortschreiten
die nicht mehr frieren
an dem was da kommt und kommt und geht
in den immer dünner besiedelten jahren